Deutschlandreise

Nachdem ja heuer die Fernreisen ausfallen, das Fernweh aber nicht, behelfe ich mir damit, mich mal fern der Heimat im wilden Osten umzusehen.Da war ich noch nie. Nicht, dass ich im Westen schon großartig was gesehen hätte. Man kann halt nicht alles auf einmal haben und Deutschland ist groß. Also habe ich mir überlegt, Melanie in Hamburg zu besuchen. Das ist mir aber zu weit, um in einem Tag hinzufahren und über die Autobahn rauschen macht mir auch keinen Spaß, wenn es länger als drei, vier Stunden dauert. Aus dieser Idee wurde dann ein Plan. Nachdem die Wies’n ausfällt und ich dringend mal weg muss, wird der goldene Herbst heuer mal in Deutschland verbracht.

Erstes Ziel: Bamberg
In Bamberg war ich vor ca. 35 Jahren einmal für 2 Stunden, Erinnerung habe ich so gut wie keine mehr daran. Ich parke am Ortseingang und spaziere los, ohne viel Ahnung, wo ich eigentlich hinwill. Auf einem Hügel liegt der beeindruckende romanische Dom mit seinen vier Türmen, da will ich hin. Innen ist die Kirche im Laufe der letzten 1000 Jahre mehrmals umgestaltet und „bereinigt“ worden. Im 17.Jahrhundert war der Innenraum vollständig im barocken Stil gestaltet, wurde in späteren Jahren jedoch mehrfach vereinfacht im Sinne einer romantisierenden Mittelaltervorstellung, so dass heute ein eher kühler Raum entstanden ist, dessen einzige Reminiszenz an das Barock der Altarraum ist.

Ich spaziere weiter durch die Stadt und finde schließlich das umwerfende Rathaus an der Regnitzbrücke zwischen Alt- und Inselstadt. Drumherum sind, wie nicht anders zu erwarten, zahlreiche Cafés und Restaurants, die Fußgängerzone ist nicht weit. Alles in dem wunderhübschen, nahezu unversehrten Stadtkern, der zu Recht UNESCO Weltkulturerbe ist.

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Nach einem ausgiebigen Spaziergang fahre ich weiter nach Eisenach, das Städtchen am Fuße der Wartburg. Ich komme gegen Abend an, mein Hotel liegt perfekt inmitten der Innenstadt. Allerdings gibt es ein Problem. Das Hotel hat einen völlig überfüllten Miniparkplatz. Man schickt mich ein paar Straßen weiter „den Berg rauf“, leider ist die angeblich freie Straße genauso überfüllt. Also weiter bis zu einem Wohnviertel, wo ich nach einiger Kurverei dann doch noch ein Schlafplätzchen für mein Auto finde, aber nur bis 9.00 Uhr morgens. Ob das klappt? Ich bin schließlich im Urlaub und habe keinerlei Ambitionen, wegen eines potentiellen Strafzettels früh aufzustehen.

Ich schlendere durch das Städtchen, nett, viel renovierter Fachwerkbau und eine unfassbare Menge an Friseuren. Die Leute scheinen echte Probleme mit ihren Haaren zu haben, sonst könnten die nicht alle überleben. Die Friseurdichte übertrifft sogar die Kneipendichte, unglaublich, auf einem Spaziergang von ca. 10 Minuten zähle ich 12 Salons. Am Martin-Luther-Platz gibt es zwei hübsche Restaurants im Grünen, dort lasse ich mich nieder. Am Nebentisch kichern zwei Frauen und fluchen lautstark, als ich mich umdrehe, entschuldigen sie sich angelegentlich. Dabei wollte ich eigentlich nur sehen, was die essen, denn das sieht gut aus und ich finde es nicht auf der Karte. So kommen wir ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass eine der beiden Familien- und Erbrechtsanwältin ist, die andere Steuerberaterin. Das Thema ist gesetzt.

23.9.
Wer in Eisenach übernachtet, will natürlich die Wartburg sehen. Ich steuere sie am Morgen an (ohne Strafzettel) und freue mich, dass so wenig Leute da sind. Vom Parkplatz muss man noch ein Stückchen den Berg hinaufsteigen, dann ragt die historische Stätte mächtig vor einem auf. Etwas außer Puste komme ich an und genieße den Weitblick über den Thüringer Wald. Die Burg ist gewaltig.

Leider darf man nur außen fotografieren. Führungen gibt es zurzeit nicht, aber man darf sich einen Audio-Guide aufs Handy laden, wohl dem, der kabellose Kopfhörer dabei hat. Etwa eine Stunde wird man durch die Burg geleitet, erfährt vieles über Architektur, Geschichte und Geschichten über die Burg, die bereits um 1100 n.Chr. bestand. In den Jahren 1211-1227 lebte Elisabeth von Ungarn hier, die spätere heilige Elisabeth. Das arme Mädel wurde mit 4 Jahren dem Landgrafen Ludwig versprochen, mit 14 dann verheiratet. Nachdem sie 3 Kinder von ihm hatte, fiel er auf den Kreuzzügen und sie wurde von der Burg vertrieben, um sich nur noch der Wohltätigkeit zu widmen. Dafür wurde sie dann heilig gesprochen, reicht doch. Vor ihrer Zeit fand hier der  -wohl eher fiktionale- Sängerstreit statt, Goethe lebte hier, Luther versteckte sich hier nach seiner Reichsacht, 1817 riefen versammelte Studenten unter der ersten schwarz-rot-goldenen Flagge das Deutsche Reich aus und die Nazis versuchten, die Bedeutung der Burg für sich zu nutzen, allerdings erfolglos. Viel mehr Geschichte geht nicht.
Nach Weimar fahre ich über die Landstraße, eine eher öde Angelegenheit. Felder links und rechts der Straße, ab und zu ein Dorf. Die Dörfer sind alle menschenleer, jedenfalls sehe ich niemanden auf der Straße, obwohl es mitten in der Woche ist. Wo sind die alle? Da stehen doch Häuser und es gibt Schilder, die auf irgendwelche Läden und Werkstätten hinweisen, aber kein Mensch weit und breit. Wie wir Bayern sagen: Es dodelt gewaltig.(Für Nordlichter: Es wirkt sehr unlebendig).

 

Von Zadar über Krk nach Trogir

17.8. Zadar

In Plitvice übernachten wir in einem Hotel mit dem Charme des Sozialismus der 60er Jahre, in einem Zimmer im 2. Stock ohne Lift, mit recht ordentlichem Restaurant und Frühstücksbüffet. Hier wollten wir dann morgens in den Nationalpark. Um 10.00 Uhr empfängt uns ein Schild „Next available time slot 14.00“. Da wir wenig Tendenzen haben,  vier Stunden zu warten, machen wir uns ohne Nationalpark auf den Weg nach Zadar. 

Die Straßen sind sehr gut ausgebaut hier, also cruisen wir entspannt durch die Berge, bis uns ein Blick auf den Tankanzeiger empfiehlt, in Bälde eine Tankstelle aufzusuchen. Ein Blick auf das Navi informiert uns, dass die nächste Möglichkeit in etwa 60 km zu erwarten ist. Der Tank sollte, bei gemächlicher Fahrt und ohne Stau, noch 65 km halten.  Auf der anderen Straßenseite wird der Verkehr dichter. Und dichter, bis alles steht. Wir fahren durch Tunnels über Tunnels, hoffentlich hält der Tank. Weit und breit keine Tankstelle. Die angekündigte Raststätte taucht in letzter Minute (noch 15 km) kurz vor Zadar auf.  Es versteht sich von selbst, dass ab da alle 500 m eine Tankstelle am Straßenrand winkt.

Unsere Unterkunft finden wir gleich, es ist ein Zimmer in einem völlig heruntergekommenen Haus, das allerdings sauber und renoviert ist. Für eine Nacht ok, länger wohl eher nicht. Die Lage ist gut, die Innenstadt nicht weit.

Wir laufen durch das hübsche Städtchen, dann legen wir uns an den Stadtstrand unter Pinien.

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Abends hören wir uns die „weltberühmte“ Meeresorgel an, ein System von Hohlräumen, die je nach Wellengang unterschiedliche Töne von sich geben. Ein bisschen wie ein Windspiel, nur lauter und tiefer. Daneben ist eine Fläche mit Solarkollektoren, die nach Sonnenuntergang in verschiedenen Farben leuchten und eine Lightshow produzieren, die zu Recht nicht weltberühmt ist.

Wir ziehen uns in ein nahegelegenes Café zurück und probieren erfolgreich den örtlichen Weißwein. 

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18.8. Krka Fälle

Die Fahrt an der Küstenstraße entlang ist ein Fest für die Augen. Inselchen reihen sich aneinander, das Meer begleitet uns in allen Blau- und Grünschattierungen, der Himmel tut das Seine, um die Pracht zu vervollständigen. Unser erstes Ziel sind die Krka-Wasserfälle, der Ersatz für das ausgefallene UNESCO-Welterbe Plitvice. Dort angekommen, werden wir informiert, dass heute noch 5222 Plätze frei sind und reihen uns in die lange Schlange am Ticketschalter ein. Als wir Tickets ergattern, verfrachtet man uns in einen Shuttle-Bus, der uns zu den gut ausgebauten Spazierwegen durch die Fälle bringt. Dort schieben wir uns mit allen anderen die Wege entlang der wirklich sehr schönen Weiher- und Flußlandschaft bis zu den Fällen, bei denen man sogar schwimmen darf. 

Das lassen wir bleiben, zu viele Menschen, zu wenig Platz und überhaupt, das ist hier ein derartiges Massenevent, dass wir lieber weiterfahren. 

Entlang der nicht minder schönen weiteren Strecke wechseln sich Dörfer mit Pinienwäldern ab, das dunkelblaue Meer gibt weitere Inseln frei. Gestern haben wir eine Email erhalten, dass unsere Unterkunft in Trogir,  das Hotel Atlantic, überbucht ist und wir uns deshalb etwas anderes suchen sollen. Das finden wir wenig lustig, ich beschwere mich sofort bei booking.com. Man bietet uns Ersatz an, Hotel Bellevue mitten in Trogir, sehr gut bewertet, also buchen wir es. Das Studio entpuppt sich als etwas größeres Doppelzimmer, ich hatte eigentlich mit zwei Zimmern gerechnet. Dafür gibt es eine Küchenzeile und ein Sofa. Das Hotel liegt direkt an der Durchgangstraße, gegenüber des Haupt-Parkplatzes, mit entsprechendem Lärmpegel. Dafür gibt es schallisolierte Zimmer, zum Glück mit Klimaanlage, ansonsten wäre das nicht auszuhalten. Die Rezeptionistin ist ausgesprochen freundlich und lädt uns sofort zu einem Welcome-Drink mit Parmaschinken, Käse und Oliven ein, ein vollständiges Mittagessen. 

Wir lassen uns den Weg zum Stadtstrand zeigen, der völlig überfüllt und karg ist. Kies grenzt an trübes, mit Zigarettenkippen und Plastik durchsetztes Wasser und ich berühre offensichtlich eine Qualle, mein Arm brennt noch den ganzen Abend. Hier muss ich nicht wieder hin.

Gegenüber, hinter dem Parkplatz geht es über eine Brücke in die Altstadt mit Dom und Festung und vielen kleinen Gäßchen mit noch mehr kleinen Läden mit Touristenbedarf.

An der Strandpromenade reihen sich Pizzerien und Fischlokale, alles sehr nett und rappelvoll. Wir lassen uns von einer Dame in ein Lokal führen, leider setzen sie uns unter die Lichtorgel in allen Farben, da bleiben wir dann eher nicht. Sie weiß aber noch eine Filiale 50 m weiter, wo wir einen wesentlich besseren Platz bekommen und die gleiche Speisekarte. Der Fisch ist lecker, das Mangold auch und der Weißwein sowieso. 

Danach spazieren wir noch etwas herum und bummeln am Heimweg durch den Touri-Markt auf der anderen Brückenseite.