Die Party

2.10.21

Der Jubeltag beginnt in einer kleinen Bar in Casole d’Elsa. Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, heißt es, da muss anscheinend noch einiges getan werden, um die Bruchstücke zu vereinen. Einig sind sich alle beim Caffè, in welcher Form auch immer – Cappuccino, Maroquino oder Latte Macchiato; was die feste Kost betrifft, gehen die Bedürfnisse sehr auseinander. Von gar nichts bis  Pizzasandwich bis Brioche, mit und ohne Füllung, süß oder salzig hat jeder seine eigene Frühstücksphilosophie. Der Himmel strahlt in schönstem Blau über uns, es ist warm und wir sitzen harmonisch auf der Terrasse.

Nach einiger Diskussion, welches Ziel wir heute ansteuern sollten, fällt die Wahl auf San Gimignano, die Stadt mit den meisten Wohntürmen und der besten Eisdiele der Welt, getestet und vielfach ausgezeichnet. Der Markt, den wir eigentlich suchen, findet zwar an einem anderen Tag statt, dafür schmeckt die kühle Köstlichkeit um so besser und ein Bummel durch die mittelalterlichen Strässchen ist immer eine Reise wert.

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Angeblich ist Markt heute in Volterra. Also setzt sich die Karawane dorthin in Bewegung, um festzustellen, dass die Stände mittags schließen. Ein Sandwich geht gerade noch, dann ist alles zu. Und es fängt an zu regnen, womit keiner gerechnet hat. Wir sind in Italien, da regnet es nicht, auch wenn die Apps das Gegenteil behaupten. Wir besuchen Gott im Dom und fragen nachdrücklich, was das mit dem Wetter jetzt sein soll. Wie zu erwarten, antwortet er nicht. Wahrscheinlich nerven ihn diese Fragen schon, denn als wir wieder hinausgehen, gießt es kommentarlos in Strömen.  Wir flüchten unter die Sonnenschirme eines Restaurants, wo wir den Guss abwarten, bevor wir am Etruskischen Tor vorbei zu den Autos zurücklaufen.

Nach einer kurzen Erholungspause werfen wir uns in Schale und finden uns bei Cecilias Agriturismo ein, wo die Party stattfindet.

Der Jubilar begrüßt uns alle herzlichst, der Grill ist angeworfen,  Lamm und  Spanferkel brutzeln schon. Etwa die Hälfte der Gäste sind Italiener, die andere Hälfte Ungarn und ein paar angeheiratete Deutsche. Die Stimmung steigt, für alle ist es die erste größere Fete nach der Pandemie.

Es wird gigantisch. Nach toskanischen Vorspeisen mit Prosecco, Nudeln mit Weißwein und Fleischgerichten mit erlesenem Chianti schneidet der Jubilar die Torte an,  Vin Santo und uralter Grappa schließen das Festmahl ab.

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Die Italiener fangen an, Volkslieder zu singen („Azzurro“ ). Unser Herr Musiker (müvész úr) greift ein, indem er sie dirigiert. Nach „O Sole mio“ dreht er sich zu den Ungarn und läßt die dagegen singen. Dann wieder die Italiener, die Ungarn usw.

Als allen die Lieder ausgehen, darf Freddie Mercury ran und alle singen mit. Am Ende laufen alle zusammen Polonaise, etwas, was keiner von uns auch nur ansatzweise in Betracht ziehen würde bei niedrigerem Promillegehalt.  Die geladene Jugend sieht uns erst etwas erstaunt zu, dann schließen sie sich an, was soll’s. Wahrscheinlich halten sie uns für völlig durchgeknallt respektive total besoffen, so haben sie die Altvorderen selten erlebt. Zur Sperrstunde (wegen der Nachbarn) müssen sie uns zwingen, aufzuhören und heimzugehen, im Agriturismo geht’s dann mangels Nachbarn zwar etwas ruhiger (keine Italiener mehr), aber doch bei mehr Wein und Grappa weiter. Keine Ahnung, wann und wie wir ins Bett gekommen sind.