Stadtwelten

8.3.

Zurück in Buenos Aires machen wir uns auf den Weg zur Florida, immer auf der Suche nach einer Wechselstube und Sneakers für Melli. Wir finden weder das eine noch das andere, deshalb laufen wir zur geschichtsträchtigen und im Umbau befindlichen Plaza de Mayo, die Melli noch nicht gesehen hat. Dabei geraten wir in die Demo zum Weltfrauentag, hier ein monumentales Ereignis. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen, das große Thema ist offensichtlich die Freigabe der Abtreibung. Kein Durchkommen in der Florida, die Plaza de Mayo an einigen Eingängen gesperrt, wir schlängeln uns durch die Menge.

Schließlich fragen wir nach einer Möglichkeit, Geld zu wechseln, außerhalb des allgegenwärtigen Schwarzmarktes. Alle paar Schritte spricht einen jemand an „Cambio, cambio, change, change“, ich traue mich nicht. Jemand schickt uns in ein Einkaufszentrum gegenüber, dort sei eine Wechselstube. Wir stehen vor dem sehr unwirtlichen Eingang, drin viele leere Läden, dunkle Gänge, ein paar Sexshops und Buchmacherstuben. Hier? Melli fragt einen Securitymann, der davor steht. Der bringt uns in die etwas unheimliche Mall, tatsächlich zu einer Wechselstube, die aber von außen nicht als solche erkennbar ist. Man wechselt uns Geld zum Tageskurs, ohne Pass, ohne Quittung, das ist bestimmt nichts Offizielles hier. Nun denn, wir hoffen, dass wir keine Blüten bekommen haben (haben wir nicht).

Wieder raus, gehen wir schnurstracks zum Hotel zurück, um das viele Bargeld loszuwerden. Zu viele Geschichten von Überfällen mit Waffengewalt spuken in unseren Köpfen herum, wenn wir auch in einer belebten und sicheren Gegend sind, die Aktion mit dem seltsamen Laden verunsichert uns doch etwas.

Als wir das Geld sicher deponiert haben, treffen wir uns mit Julia, die heute hier angekommen ist. Wir spazieren zum Teatro Colón, finden eine nette Bar und bleiben bis spät zusammen sitzen.

9.3.

Julias Chor hat eine dreistündige Stadtführung organisiert. Ich sehe nun auch noch die Kathedrale, die ich beim letzten Mal nicht gefunden habe, weil sie  ausschaut wie ein griechischer Tempel, nicht wie eine Kirche, und den Regierungssitz. Danach essen wir in einem traditionellen Restaurant zu Mittag, ganz Art Deco, solche Restaurants gibt es in Budapest auch viele.

Nachmittags fahren wir mit dem Chor zum Marienheim, einer deutschen Gemeinde im Vorort Villa Ballester. Dort soll abends das Chorkonzert stattfinden.

Da der Weg sehr lang ist, fahren wir gleich mit, im Bus ist zum Glück noch Platz. Mit zwei Theologiestudenten (kath./ev.) entspinnen sich heiße Diskussionen über Religion und Atheismus. Während der Generalprobe  kehren Melli und ich in einem kleinen Café ein. Dort ist wieder mal der Schwager der Besitzerin in München gewesen, wir kriegen Plätzchen zum Probieren und alle freuen sich über den dort ungewohnten Besuch von Ausländern.

Dann beginnt das Konzert, ein großer Erfolg. Die deutsche Gemeinde lauscht andächtig, die Sänger singen wunderschön.

Nach der Vorstellung gibt es Empanadas für alle und der Abend klingt im Bus aus. Die jungen Leute haben eigentlich vor, das Nachtleben noch zu testen, am Ende sind aber alle zu müde.