Recoleta

16.3.

Zum Abschluss der Reise möchte ich mir noch den Friedhof Recoleta anschauen, auf dem Evita Peron begraben liegt. Inzwischen bin ich ja Profi in Sachen öffentliche Verkehrsmittel, also werfe ich mich in die U-bahn und fahre dort hin. Der Friedhof besteht aus lauter monumentalen Grabmalen, eines beeidruckender als das andere, Straßenschluchten voller Gräber mit den abenteuerlichsten Skulpturen, von Engeln bis hin zu lebensgroßen Abbildern der Toten, die in den Gruften liegen.

Evitas Grab liegt etwas versteckt, ein netter Mitarbeiter zeigt mir den Weg. An sie, die das Land zu ihrer Zeit massiv verändert hat und nach wie vor ebensoviele Anhänger wie entschiedene Gegner hat, erinnert nur eine kleine Grabplatte auf der Gruft der Duartes. Und, natürlich, die Blumen, die ihre Anhänger an die Tür des Monuments gesteckt haben.

Der Transport zum Flughafen ist für 13.00 Uhr organisiert, ein Wagen der Firma Tienda Leon holt mich im Hotel ab und bringt mich zum Retiro. Dort steige ich in den Bus zum Flughafen, der mich pünktlich abliefert. Der Service kostet insgesamt 355 ARP, das sind, wie bei der Hinfahrt, etwa 15.- EUR. Der Preis für ein Taxi wäre ein Vielfaches.

Argentinien hat mich wesentlich mehr beeindruckt, als ich erwartet habe. Großartige Landschaften, viele sehr freundliche Leute, alles funktioniert perfekt. Ein wunderbarer Einstieg für Südamerika, das Land ist deutlich beeinflusst von den vielen europäischen Einwanderern, wenn auch die Armut in Buenos Aires unübersehbar ist. In keinem europäischen Land habe ich so viele Obdachlose  gesehen wie hier, dabei habe ich natürlich die Problemviertel in der Hauptstadt vermieden. Auf dem Land scheint es besser zu sein, vielleicht erkennt man die Probleme als Tourist aber auch nicht. Da jeder versucht, einem den Aufenthalt angenehm zu machen, wird man natürlich auch nicht darauf hingewiesen.

Hasta luego, Argentina, wir sehen uns wieder.

Tigre: Im Delta des Rio de la Plata

14.3.

Vormittags noch ein wenig Pool, dann Flug nach Buenos Aires. Am Flughafen das übliche Chaos: Keiner weiß, welche Schlange jetzt die richtige ist, die Hälfte der Leute wird wieder weggeschickt, weil sie noch bezahlen müssen (wg. Flughafen Checkin!), ich fürchte schon, dass ich den Flieger verpasse und alle anderen fürchten auch. Dann schicken sie uns zum Gate 2, schnell, schnell, Boarding in 10 Minuten, die Sicherheit muss auch noch durch, wieso steht jetzt auf der Anzeige Gate 1, also gehe ich mal dahin, da pfeift mich sofort ein Sicherheitsmensch zurück, also doch Gate 2, aber dann müssen plötzlich doch alle zu Gate 1, na ja, irgendwann sitzen dann, zu aller Überraschung, doch alle im Flieger und es geht los.  Andes Airlines werde ich in Zukunft vermeiden.

Angekommen in B.A. kann ich meine Spanischkenntnisse gleich ausprobieren. Im Taxi ist kein Taxameter. Ich frage nach, er erklärt mir irgendwas von wegen ich kriege eine schriftliche Rechnung und es seien ja zwei Fahrten, weil ich in meinem vorherigen Hotel noch mein Gepäck holen möchte. Ich erkläre, dass mich seine Rechnung nicht interessiert, aber der Preis schon. Der ist ungefähr doppelt so hoch wie ich erwartet habe. Ich steige mitten auf der Straße aus und winke ein ordentliches Taxi herbei, das mich Tigre: Im Delta des Rio de la Plata weiterlesen

Stadtwelten

8.3.

Zurück in Buenos Aires machen wir uns auf den Weg zur Florida, immer auf der Suche nach einer Wechselstube und Sneakers für Melli. Wir finden weder das eine noch das andere, deshalb laufen wir zur geschichtsträchtigen und im Umbau befindlichen Plaza de Mayo, die Melli noch nicht gesehen hat. Dabei geraten wir in die Demo zum Weltfrauentag, hier ein monumentales Ereignis. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen, das große Thema ist offensichtlich die Freigabe der Abtreibung. Kein Durchkommen in der Florida, die Plaza de Mayo an einigen Eingängen gesperrt, wir schlängeln uns durch die Menge.

Schließlich fragen wir nach einer Möglichkeit, Geld zu wechseln, außerhalb des allgegenwärtigen Schwarzmarktes. Alle paar Schritte spricht einen jemand an „Cambio, cambio, change, change“, ich traue mich nicht. Jemand schickt uns in ein Einkaufszentrum gegenüber, dort sei eine Wechselstube. Wir stehen vor dem sehr unwirtlichen Eingang, drin viele leere Läden, dunkle Gänge, ein paar Sexshops und Buchmacherstuben. Hier? Melli fragt einen Securitymann, der davor steht. Der bringt uns in die etwas unheimliche Mall, tatsächlich zu einer Wechselstube, die aber von außen nicht als solche erkennbar ist. Man wechselt uns Geld zum Tageskurs, ohne Pass, ohne Quittung, das ist bestimmt nichts Offizielles hier. Nun denn, wir hoffen, dass wir keine Blüten bekommen haben (haben wir nicht).

Wieder raus, gehen wir schnurstracks zum Hotel zurück, um das viele Bargeld loszuwerden. Zu viele Geschichten von Überfällen mit Waffengewalt spuken in unseren Köpfen herum, wenn wir auch in einer belebten und sicheren Gegend sind, die Aktion mit dem seltsamen Laden verunsichert uns doch etwas.

Als wir das Geld sicher deponiert haben, treffen wir uns mit Julia, die heute hier angekommen ist. Wir spazieren zum Teatro Colón, finden eine nette Bar und bleiben bis spät zusammen sitzen.

9.3.

Julias Chor hat eine dreistündige Stadtführung organisiert. Ich sehe nun auch noch die Kathedrale, die ich beim letzten Mal nicht gefunden habe, weil sie  ausschaut wie ein griechischer Tempel, nicht wie eine Kirche, und den Regierungssitz. Danach essen wir in einem traditionellen Restaurant zu Mittag, ganz Art Deco, solche Restaurants gibt es in Budapest auch viele.

Nachmittags fahren wir mit dem Chor zum Marienheim, einer deutschen Gemeinde im Vorort Villa Ballester. Dort soll abends das Chorkonzert stattfinden.

Da der Weg sehr lang ist, fahren wir gleich mit, im Bus ist zum Glück noch Platz. Mit zwei Theologiestudenten (kath./ev.) entspinnen sich heiße Diskussionen über Religion und Atheismus. Während der Generalprobe  kehren Melli und ich in einem kleinen Café ein. Dort ist wieder mal der Schwager der Besitzerin in München gewesen, wir kriegen Plätzchen zum Probieren und alle freuen sich über den dort ungewohnten Besuch von Ausländern.

Dann beginnt das Konzert, ein großer Erfolg. Die deutsche Gemeinde lauscht andächtig, die Sänger singen wunderschön.

Nach der Vorstellung gibt es Empanadas für alle und der Abend klingt im Bus aus. Die jungen Leute haben eigentlich vor, das Nachtleben noch zu testen, am Ende sind aber alle zu müde.