Allem Anfang wohnt ein Zauber inne

Ich mache mich in Rekordzeit fertig und wir fahren zum Swiss-Club, wo die Hochzeit von Alice und Essam stattfinden soll. Wir steigen in ein „Hotel-Taxi“. Nach ein paar hundert Metern stellt Laca fest, dass der Taxameter abmontiert ist. Er weist den Fahrer darauf hin, der behauptet, der sei in der Reparatur und die Fahrt koste 200 EGP. Ein Witz, das darf höchstens 50 kosten. Nach einer heftigen Auseinandersetzung fährt uns der Taxifahrer zum Hotel zurück und schmeißt uns raus.

Das nächste Taxi bestellt der Concierge. Wir fahren los, der Taxameter läuft nicht. Darauf hingewiesen, bekommen wir die Auskunft, es sei ein Hoteltaxi mit Fixpreis 50 EGP. Ok. Das geht. 2,50 EUR sind ok. Das Problem ist nur, dass der Fahrer total anders fährt als Google Maps das vorschlägt und dass mein lieber Ehegatte Google mehr glaubt als den Einheimischen. Er beginnt zu diskutieren, was angesichts der minimalen Sprachkenntnisse beider Parteien in der jeweils anderen Sprache (arabisch-englisch) nicht so einfach ist. Der arme Fahrer landet in Seitenstraßen mit Blockaden, kommt wegen Einbahnstraßen nicht voran und so weiter. Am Ende verpasst er die Abzweigung in die richtige Straße und muss einen riesigen Umweg fahren, um wieder dahin zu kommen, wo wir die Zufahrt zum Swiss Club vermuten. Kurz bevor wir da sind, baut er vor lauter Aufregung einen Unfall, als er, ohne zu schauen, die Spur wechselt. Lautstarke Streiterei mit dem anderen Fahrer, dann fahren beide weiter. Das ist hier nicht Deutschland, ganz klar. Die haben nicht einmal Adressen ausgetauscht. Der Typ konnte weder lesen noch schreiben noch Englisch und ausgekannt hat er sich schon gar nicht. Wieso der Taxifahrer sein darf, ein Rätsel. Das scheint hier aber allgemein so zu sein.

Angekommen im Swiss Club gehören wir zu den ersten Gästen, die anderen stecken auch alle noch im Stau und machen ähnliche Erfahrungen wie wir.

Dann allerdings erwartet uns eine tolle Party. Die Location ist bezaubernd, ein großer Garten vor einer hochherrschaftlichen Villa, alles ausgeleuchtet mit kleinen Lämpchen, zauberhaft.

 

Der DJ ist ein Meister seines Fachs, er bekommt die Leute jeglicher Herkunft schon vor dem Essen und den Reden auf die Tanzfläche. Alle fühlen sich großartig, Europäer und Ägypter, die Gesellschaft mischt sich schnell, wenn auch bei den ägyptischen Hits doch eher die Einheimischen tanzen und wir uns mehr blamieren. Eine Freundin von Alice hat einen Flashmob organisiert, ein Teil der Leute bekommt Alice- und Essam-Masken aufgesetzt und nach einer über eine Video-Gruppe einstudierten Choreographie tanzen alle zu „You’re the one that I love“. Großer Erfolg!

 

Der Brautvater hält eine kurze Rede, teilweise auf Arabisch, was für allgemeine Begeisterung sorgt. Sowohl das Arabisch als auch das kurz. Der Brautmutter steht das Glück ins Gesicht geschrieben. Der Mutter des Bräutigams ebenso.

Das Buffet ist ausgezeichnet, internationale Küche, für jeden etwas. Die Aufteilung der Gäste an Tischen mit und ohne Alkohol funktioniert nur bedingt, sehr schnell stellt sich heraus, dass Nationalität und Religionszugehörigkeit in dieser Beziehung keine Rolle spielen. Die Gäste verteilen sich auf dem Rasen, holen sich Häppchen, Hauptgerichte und Nachspeisen, um dann zwanglos zu Chips und Haribo überzugehen. Das Gästebuch füllt sich mit begeisterten Kommentaren zu Hochzeit, Location und natürlich dem jungen Paar.

 

Wir lernen Mohamed kennen, der offenbar einer der besten Guides ist, die man hier so bekommen kann. Einige Leute haben Erfahrung mit seinen Führungen, alle sind begeistert. Er ist lustig, nett und kennt sich aus. Anscheinend führt er einen nicht nur zu den touristischen, allseits bekannten Highlights, sondern auch zu etwas abgelegeneren Orten, die aber auch zu einem umfassenderen Einblick in Leben und Kultur des Landes gehören. Er macht sich die Mühe, mit den Leuten in die Pyramiden zu steigen, damit die verstehen, was sie dort sehen und führt sie zu den schönsten Aussichtspunkten, auch wenn die ein bisschen abgelegen von der touristischen Route liegen. Und sein Englisch ist gut. Nächstes Mal buche ich ihn auf jeden Fall.

Alice und Essam wirken vollständig glücklich und verliebt. Die Familien mögen sich, die Freunde auch, die Zeichen stehen gut. Allem Anfang wohnt ein Zauber inne, sagt Hermann Hesse. Das trifft auf den heutigen Abend auf jeden Fall zu. Wir wünschen den beiden alles Glück der Welt, eine gelingende, fröhliche und liebevolle Ehe, in der sich all ihre Wünsche an das Leben erfüllen.

 

 

 

Ein Gedanke zu „Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.