Weimar

23.-24.9.

Ganz anders als die ausgestorbenen Dörfer: Weimar. Die hübsche Altstadt ist voller Cafés, die sind voller Leute, Geschäfte überall. Ich bummele durch die Stadt, nachdem ich auch hier erst mal mein Parkplatzproblem lösen musste. Im Schlosspark schaue ich mir Goethes Gartenhaus an, das Schloss wird leider renoviert und ist geschlossen.

Mehr ist heute nicht drin. Nach einem Cappu in einem der Cafés schlendere ich durch die Fußgängerzone und lasse mich dann in einem Restaurant neben dem Hotel zum Abendessen nieder.

Gut ausgeschlafen mache ich mich am nächsten Tag auf den Weg, die Stadt zu erkunden. Einen kleinen Eindruck hatte ich ja gestern schon, jetzt suche ich gezielt die Haupt-Sehenswürdigkeiten.

Als erstes laufe ich zur Anna-Amalia-Bibliothek, der berühmten, immer noch aktiven Forschungs- und Archivbibliothek, die 2004 ausgebrannt ist. Bei dem Brand
wurden etwa 50 000 großenteils historisch sehr wertvolle Bücher  völlig zerstört, noch 12 Stunden danach regnete es verbrannte Bücherseiten auf die Straßen der Stadt. Die Bürger wurden gebeten, diese aufzusammeln und abzuliefern, um zu retten was ging. Vor dem öffentlich zugänglichen Rokokosaal eine lange Schlange, es heißt, etwa eine Stunde Wartezeit. Ich komme mit einem Bamberger Ehepaar ins Gespräch, die systematisch alle interessanten Städte Deutschlands abreisen. Die Zeit vergeht schnell und der Saal ist es allemal wert. Bildschöne Architektur mit unzähligen uralten Werken, eine Freude für jeden Leser.

Danach ist Goethes Wohnhaus dran. Der Audio-Guide leitet einen durch die Räume, alle stehen unter einem Motto, bis hin zu Goethes Arbeitszimmer und  Schlafzimmer, in dem er 1832 starb. Alle Räume sind mit Kunst aus den riesigen Sammlungen des Dichterfürsten dekoriert, die Anlage des Gartens stammt ebenfalls von ihm persönlich. Der Mann war ein Allround-Genie.

Ich bin schon relativ erledigt, laufe aber noch weiter durch die Stadt und genieße das schöne Wetter. Für morgen ist Regen angesagt. Nachmittags gönne  ich mir eine Privatführung durch die Altstadt.

Frau Neuhaus führt mich zuerst zum alten Marstall, der im 3. Reich umfunktioniert wurde zu einem Verwaltungsgebäude und zum Sitz der Gestapo. Im Innenhof standen damals zwei Gebäude, die als Foltergefängnis dienten, zuerst unter den Nazis, dann unter den Kommunisten. Heute sind sie abgerissen, der Schutt wurde aber an der Stelle wieder verteilt, um eine Erinnerung wachzuhalten an die Zeiten der Diktaturen.

Ein Soldatenfriedhof der Sowjets, in dem 1945/46 gefallene Soldaten begraben wurden, erinnert ebenfalls an die Schrecken des 2. Weltkrieges. Die Bundesrepublik Deutschland hat sich 1998 dazu verpflichtet, die Kriegsgräberstätten der Besatzungsmächte zu pflegen und in Ehren zu halten, deshalb existiert dieses Mahnmal wohl noch.

Danach wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu und schauen uns das Stadtschloss und die dazugehörigen alten Gebäude an, laufen über die Bauhaus-Universität zum Frauenplan und weiter zum Goethe-Schiller-Denkmal am Stadttheater. Ich erfahre Geschichten und Geschichte, ein unendlicher Wissenschatz entfaltet sich und zeigt mir, was für ein kultureller Mittelpunkt Weimar jahrhundertelang war. Ich bin schwer beeindruckt.

 

 

2 Gedanken zu „Weimar“

  1. Liebe Brigitte, Dankeschön fuer den schoenen Bericht. Da bekomme selbst ich „Kulurbanause‘ Lust, Weimar zu besuchen. Lieben Gruß Annette

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