Dinos und mehr

1.4.22

Sonja will Dinos anschauen. Wir wollen alle auch, denn die Dinos sind im Naturhistorischen Museum, einem Prachtbau am Maria-Theresien-Platz und dazu noch eines der größten Museen in Österreich.

Die Ausstellung heißt KinoSaurier und befasst sich mit der Darstellung von Sauriern im Kino, von Zeichentrickfilmen der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts bis hin zu King Kong, Godzilla und natürlich Jurassic Park.

Um da hinzukommen muss man allerdings durch praktisch das ganze Museum. Julia bleibt bereits bei den Mineralien ganz zu Beginn hängen, sie findet Steine anscheinend toll. Wir arbeiten uns weiter durch Kleinstlebewesen, Lurche, Vögel und was da sonst noch so zu sehen ist bis hin zu den Säugetieren, die von klein nach groß und nach Kontinenten geordnet sind. Es ist fantastisch. Sowohl die Auswahl der Exponate als auch deren Anordnung ist hervorragend konzipiert, am Ende sind wir etwa fünf Stunden unterwegs, bis sie uns rausschmeißen.

Besonders beeindruckend finde ich die Venus von Willendorf, eine 11 cm kleine Statuette, die 30 000 Jahre alt ist. Die Funde dort bezeugen, dass es in der Steinzeit keine festen Rollenbilder der Geschlechter gab, die Annahme, dass Männer jagten und Frauen sammelten, stimmten nie. Sie ist Zeugnis einer diversen Gesellschaft, in der Frauen und Männer gleich geachtet waren und gleichermaßen alle Aufgaben erfüllten.

Die Caféteria unter der Kuppel in der Mitte des Gebäudes ist selbst schon einen Besuch wert. Wir unterbrechen den Marathon kurz bei etwa der Hälfte und stärken uns mit exquisiten Wiener Köstlichkeiten.

Voll von faszinierenden Eindrücken schlendern wir weiter durch die Stadt und lassen uns in einem nahegelegenen kleinen, aber feinen Café nieder, wo wir uns bei Snacks und Kuchen ausruhen.

Abends fahren wir mit der U-Bahn nach Schönbrunn, wo Melli ein nettes veganes Restaurant gefunden hat, in dem es Wiener Spezialitäten in vegan geben soll. Ich bestelle ein Gulasch, die anderen Schnitzel. Das Fleisch wird durch Seitan ersetzt, die Panade ist ohne Ei, das Gulasch wird begleitet von sehr pappigen Nockerln. Am Ende bleibt die Feststellung, dass die Idee des Kochs vielleicht ganz gut war, die Umsetzung aber eher nicht. Die Nichtvegetarier unter uns bleiben dann doch lieber bei der Originalversion, die anderen einigen sich darauf, dass die Kopie das Original nicht ersetzen kann und dass sie in Zukunft lieber „echte“ vegane Gerichte essen als so einen Verschnitt. Macht ja nichts, wir haben es probiert und spülen den etwas faden Nachgeschmack in einem Beisl runter. Dort lernen wir den örtlichen Stammgast Kurti kennen, der Mühe hat, zu artikulieren und sich die Antworten auf seine drängenden Fragen zu merken. Der ist wohl schon zu lang Stammgast.

 

Wien, Pentatonixlos

31.3.22

Es ist immer eine Freude, wenn wir als Gesamtfamilie etwas unternehmen. Deshalb haben wir 2019 Konzerttickets für alle für „Pentatonix“ in Wien im Mai 2020 gekauft, das war uns näher als Köln, wo sie auch auftreten sollten. Was dann passiert ist, dürfte keinem entgangen sein. Das Konzert wurde auf April 2021 verschoben, dann auf 2. April 2022.

Nachdem keine Absage kam, ist das Hotel gebucht, Mellis Anreise organisiert, Urlaub genommen.  Zwei Tage vor der Abreise schaue ich nur zur Vorsicht auf die Homepage des Veranstalters und muss zu meiner Überraschung feststellen, dass sich das Datum für das Konzert offenbar wieder geändert hat: 17.5.2023. Ich rufe leicht in Panik dort an und eine freundlicher Mitarbeiter eines örtlichen Call Centers erklärt mir, ich habe eine Email bekommen am 8.3., in der ich informiert worden sei. Was nicht stimmt. Was immer noch nicht stimmt, nachdem ich alle Spam-, Junk- und Gelöscht-Ordner meines PC durchforstet habe. Was aber natürlich nichts an der Tatsache ändert, dass unser Ausflug so wie geplant wohl nicht stattfinden wird.

Zum Glück findet in dieser Familie jeder reisen lustiger als arbeiten, wir fahren also trotzdem.

Angekommen in Österreichs Hauptstadt checken wir in unserem Arte-Hotel ein, direkt an der Stadthalle, wo das Konzert sein sollte. Wir spazieren in die Innenstadt und führen unseren Töchtern gleich am Abend die Mariahilferstraße vor mit dem fantastischen Burgviertel am Ende.

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Durch den Graben geht es zum Stephansdom, wo gerade eine Messe stattfindet,  es ist ja immer ein besonderer Moment, wenn man bei Orgelmusik eine große Kirche betritt. Trotz aller Verfehlungen der Katholischen Kirche und trotz aller Zweifel an der christlichen Lehre ist dieser Moment immer auch ein Ausdruck europäischer Kultur, der kaum jemanden unberührt lässt.

Weil wir schon in der Stadt sind, suchen wir uns ein nettes Restaurant mit österreichischer Küche. Unsere vegetarischen und veganen Kinder sind dabei ein bisschen problematisch, denn die österreichische Küche ist nicht bekannt für ihre ausgesuchten Gemüsegerichte. Da aber auch die Köche in Wien den Gong schon gehört haben, gibt es überall ein, zwei Möglichkeiten, so dass alle etwas finden. Dort stößt auch mein Neffe Kilian zu uns, der schon länger in Wien wohnt und sich freut, Tante, Onkel und Cousinen zu sehen.

Der Verdauungsspaziergang zurück zum Hotel führt uns an einer lustigen Bar vorbei, in der wir noch diverse Drinks zu uns nehmen und in eine heftige Diskussion über die aktuellen politischen und Lifestyle-Themen geraten. Alle regen sich auf, schreien durcheinander, bezichtigen sich gegenseitig, den jeweils anderen nicht ausreden zu lassen bzw. mit Totschlag-Argumenten und Whataboutism ins argumentative Nirvana zu stürzen. Am Ende schlendern wir hoch zufrieden Richtung Hotel und versichern uns, dass wir diese Diskussionen lieben und dass das nichts mit unserer Wertschätzung und Zuneigung zu den anderen zu tun hat.

Dolomiti Superski: In eisige Höhen

5.3.22

Heute ist Bettenwechsel in den Hotels, also freuen wir uns über leere Lifte und Pisten. Wir nehmen uns angesichts des dunkelblauen Himmels das Marmolada-Gebiet vor, das wir locker mit den Skiern erreichen können. Über zwei Pässe tragen uns Lifte, eine abschließende lange Schussstrecke bringt uns zur Talstation der Marmolada-Seilbahn, die spektakulär ohne Stütze am Berg hängt und uns 2000 m höher bei eisiger Kälte wieder ausspuckt. Der Blick über die Alpen ist atemberaubend.

Nachdem wir uns auf der Panorama-Terrasse sattgesehen haben, schwingen wir über die spektakulär schöne Abfahrt ins Tal, wo erfreulicher Weise am Ende der Piste eine sonnige Bank vor einer urigen Hütte auf uns wartet. Wir genießen Skiwasser und Kuchen und planen die Weiterfahrt Richtung Arabba. Allerdings verpassen wir den Lift und finden uns dann wieder auf der Schussstrecke Richtung Seilbahn. Egal, dann fahren wir das halt noch einmal.

Bei der nächsten Runde klappt es dann, wir sehen, wo wir falsch gefahren sind und schaukeln gemütlich wieder Richtung Ausgangspunkt am Campolongo zwischen Arabba und Corvara, nicht ohne vorher noch ein paar schwarze Pisten mitzunehmen, die im Sonnenlicht glänzen und unwiderstehlich locken.

Kurz vor dem letzten Lift überkommt uns der längst fällige Hunger und wir folgen dem Ruf des Magens in ein ansprechendes Bergrestaurant. Dort erfahren wir bestürzt, dass die Küche seit 5 Minuten geschlossen ist. Auf unser Flehen erbarmt sich der Kellner und erreicht, dass der Koch noch ein paar Nudeln für uns macht. Gerettet vor dem Hungertod schaufeln wir sie hinein, dazu ein leckeres Skiwasser.

Danach packt mich eine unbändige Lust auf einen Bombolero, ein – wie ich dachte- Gemisch aus Eierlikör, Milch und Sahne. Um so erstaunter bin ich über den offenbar sehr hohen Alkoholgehalt, so dass ich nach dem zugegebenermaßen sehr leckeren Drink leicht einen sitzen habe. Später erfahre ich, dass außer Eierlikör noch Grappa und Rum die Sahne unterstützen, jetzt verstehe ich.

Ich nehme mir vor, etwas langsamer zu fahren, rechne allerdings nicht mit einem etwas abschätzigen Blick eines feschen Italieners, der mich kurz vor dem Start auf meine Skitauglichkeit taxiert. Dem muss ich natürlich, beschwipst wie ich bin, zeigen, was ich kann. Am Ende der Piste holt mich Julia ein und lacht sich kaputt: „Das nennst du also langsamer fahren? Ich steh da oben und du bist weg!“ Na ja, das war dann wohl der Grappa und so.

Nach einer weiteren Sause über eine schon im Dämmer liegende Piste kommen wir glücklich und müde im Hotel an. Auf Abendessen und Autofahren hat keine mehr Lust, also probieren  wir den Fernseher aus und schauen ein paar Arte-Dokus, bevor wir um halb zehn das Licht ausmachen.

6.3.

Was soll ich erzählen? Der Tag lässt sich großartig an mit Sonnenschein und glitzerndem Schnee, wir lassen uns von einem Sessellift auf den gegenüber liegenden Berg tragen. Von da aus fahren wir alles, was das Gebiet zu bieten hat, am Ende steht noch eine Doppel-Riesenslalom-Piste mit Zeitmessung, die Julia locker gewinnt. Gegen Mittag beschließen wir, die Sella Ronda in die andere Richtung anzugehen und fahren nach Corvara ab.

Von dort steigen wir in die Runde ein, ein Pass folgt dem anderen, wir kehren auf einer urigen Hütte ein und genießen die Trüffel-Kartoffelsuppe im Sonnenschein. Weiter geht’s über Sankt Christina und Wolkenstein zum Langkofel, danach über das Belvedere zum Pordoi-Pass, wo wir uns die wohlverdienten Tagliatelle al porcini zu Gemüte führen. Im Affenzahn weiter Richtung Arabba, damit wir vor der letzten Abfahrt noch unseren Cappu mit Apfelstrudel bekommen, schließlich haben wir noch eine lange Heimfahrt vor uns. 5 Minuten vor der letzten Bergfahrt hüpfen wir in den Lift und gönnen uns eine letzte Speedfahrt zum Auto.

Vier Stunden später setze ich Julia zuhause ab und freue mich über den gelungenen Trip in das schönste Land der Welt.