1.-4.10.
Die Tage tröpfeln so dahin, vormittags Reitstunde, nachmittags Ausritt, dazwischen Zeit zum Abhängen, Spazierengehen, Pferde anschauen, Lesen. Das Wetter spielt einigermaßen mit, bisher sind uns größere Regenfronten erspart geblieben. Mal Sonne, mal bedeckt, mal windig, daran lassen sich die Tage unterscheiden, kurz: Es ist total erholsam.
Das Reiten macht Spaß, ich hatte schon total vergessen, auf was man alles gleichzeitig achten muss, um so ein Pferd da hinzubringen, wo man es hinhaben möchte. Henrike korrigiert mich bei jedem Schritt, Hände runter, Beine dran, Zügel weiter vor, weiter zurück, schau nach vorn, schau rechts/links vorbei usw. Aber es klappt ganz gut.
Die Reitstunde bei Melli ist was Besonderes. Sie hat Bälle, die man sich mal links, mal rechts unter den Po schiebt, um den Sitz zu korrigieren. Da merkt man mal, wie schwierig es ist, den eigenen Schwerpunkt zu finden und sich auf einem wackligen Pferd zu halten, ohne die Steigbügel zu benutzen. Und nebenbei zu atmen, die Zügel richtig zu halten, das Pferd anzutreiben und zu lenken. Konzentrationsübung. Hinterher sitzt man völlig anders im Sattel, viel gerader und entspannter. Super.
Am Wochenende kommen noch ein paar Leute an. Henrikes Bruder ist total begeistert von meinem Autokennzeichen, der Firmensitz seines Arbeitgebers ist in Hohenlinden, deshalb haben sie auch EBE. Wir grillen Schaschlik am offenen Feuer und hören Country-Musik, der Whisky fließt in Strömen.
Eine Country-Sängerin hat über Toni, wohl ihre Jugendliebe und Henrikes Mann, nach langjähriger Trennung ein Lied geschrieben. Das freut ihn ungemein und ist ja auch wirklich goldig.
Ein Gast lässt sich mit mir auf eine Diskussion über Eheverträge ein und wie er seiner Frau nach eigener Lektüre des BGB klargemacht hat, dass es für ihn „so nicht laufen wird“. Er meinte, wenn seine Ehe scheitert, dann geht jeder mit dem, was er hat, also Gütertrennung und Unterhaltsverzicht. Damit produziert er einen Sozialfall bzw. macht ihr die Trennung unmöglich, denn sie hat praktisch kein eigenes Einkommen („die hat doch das Paradies auf Erden, geht jeden Tag joggen und muss nichts weiter tun“). Auf Haushalt, Kochen, Kindererziehung etc. angesprochen, behauptet er, dass er das meiste davon selber macht (trotz hoch verantwortungsvollem Ingenieursjob natürlich). Na da war er an der Richtigen. Bevor die Diskussion völlig ausgeufert ist, haben wir dann doch lieber über was anderes geredet.
Am nächsten Tag war er dann eher reserviert mir gegenüber.
Nach dieser Woche fühle ich mich schon wesentlich entspannter, es war eine gute Idee, nach all den Besichtigungen ein paar Tage reizarme Umgebung zu schaffen. Brandenburg ist landschaftlich komplett anders als Bayern, hat aber auch sehr schöne Ecken. Jetzt geht’s weiter nach Hamburg.