Iluka: Bliss

14.-20.5.
Das Strandhaus in Iluka, direkt an der Mündung des Clarence River,  wird für alle Zukunft seinen Platz haben unter den zwei bis drei romantischsten Orten, die ich je erleben durfte.

Wenige Meter vor uns gleiten Delphinfamilien durchs Wasser, über uns fliegen Pelikane, Möven und andere Wasservögel, während wir am Ufer sitzend Kaffee am Morgen und Scotch on Ice am Abend trinken. Zum Sonnenuntergang müssen wir die Stühle nicht einmal verrücken, die Welt taucht ein in ein Meer aus Rot und Orange, während wir zusehen, wie die Tiere sich ihr Nachtquartier suchen.

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Nach Einbruch der Dunkelheit rauschen tausende von Fledermäusen über unseren Köpfen auf dem Weg in ihr nächtliches Jagdrevier, das Wasser glänzt tief und dunkel und nur gelegentlich hört man einen Fisch sich an die Oberfläche verirren oder ein Boot plätschern. Ansonsten absolute Stille. Am Firmament funkeln Myriaden Lichter, das Kreuz des Südens direkt über uns.

Für die kurze Fahrt zum Strand mitten im Bundjalung Nationalpark werden wir reich belohnt. Die Shark Bay gehört uns allein, wir lassen unsere nackte Haut von der schmeichelnden Sonne wärmen und bräunen. Nur sehr vereinzelt spazieren andere Paare an uns vorbei, die uns aber keines Blickes würdigen. Zu sehr sind sie selbst im Zauber dieses Orts gefangen. Wir leben den Robinson-Traum und schwimmen nackt mit den Delphinen, die uns in etwa 10 Meter Abstand begleiten und beobachten.

Am Heimweg finden wir an der Bootsanlegestelle einen kleinen Imbiss, der uns wunderbare King Prawns aus dem Fang von heute mit Dillsauce und frischen, knusprigen Pommes serviert. Wir sitzen am Kai und lassen es uns schmecken, dazu ein Ginger Beer und die Welt ist in Ordnung.

Abends sitzen wir in unserem Garten und beobachten bei einem Glas Scotch den Sonnenuntergang.  Es ist der perfekte Moment.

Wir erzählen uns unser Leben, unsere Freuden, Sorgen, Erfolge, Mühen und Verletzungen, unsere Versuche, unsere  Seelen zu retten und dieses eine Leben, das wir haben, zu einem sinnvollen und lebenswerten zu gestalten. Es sind die Geschichten, die das Leben in uns geschrieben hat, die uns geprägt und geformt haben. Geschichten von guten und von schlechten Zeiten, von Vergebung und Vergessen, aber auch von bleibenden, glücklichen Erinnerungen und Menschen, die uns lieb sind.

Dabei versuche ich, die Realität im Auge zu behalten, mir bewusst zu sein, dass ich mich außerhalb jeglicher Normalität befinde und dass der Traum sein natürliches Ende finden wird, wenn wir wieder in die Wirklichkeit eintauchen. Was zugegeben nur mäßig und nur gelegentlich gelingt.
Die Joints von Nimbin müssen am zweiten Abend dran glauben. Schwierig zu beurteilen, ob sie überhaupt eine Wirkung haben. Da ich ja nie gekifft habe und mich völlig normal, wenn auch außerhalb von Zeit und Raum fühle, habe ich keine Ahnung. Jedenfalls habe ich keine Nebenwirkungen gespürt, das ist ja schon mal was für jemanden, der sonst nie raucht. Interessanterweise war das Inhalieren kein Problem, wahrscheinlich, weil kein Tabak dabei war.

Tage ohne Anstrengung, mit Sonnenschein, Strand und Freude, wir sind völlig im Reinen mit uns selbst und im Frieden mit unserer Welt. Gelegentlich besuchen wir andere Strände, kehren aber immer wieder zurück zu unserem privaten Paradies. Abends kochen wir oder genießen die Tapas in dem kleinen Café gleich nebenan und freuen uns über die Entscheidung, hierher gekommen zu sein. Der nahende Abschied ist noch nicht wichtig, wenn auch im Hinterkopf immer präsent. Am Ende verlängern wir den Aufenthalt bis zum Sonntag, um uns diese außerordentliche Erfahrung noch ein wenig zu erhalten.

Abgesehen von Strand und Wasser besuchen wir Yamba, ein kleines Städtchen in der Nähe, um auch dem touristischen Teil des Aufenthalts Genüge zu tun. Man muss nicht unbedingt dort gewesen sein, nach einem kurzen Drink im Pub hauen wir auch schnell wieder ab. Zuviel Zivilisation.

Ein Ausflug in den trockenen Regenwald in der Nähe zeigt uns uralte Bäume und raschelndes Unterholz, das Konzert der Vögel begleitet unsere Wanderung durch die schattigen Weiten.

Nach einer schwebenden Woche, in der alle unsere Sinne, auf’s äußerste geschärft und doch in vollständigem Frieden, zu ihrem Recht gekommen sind, bricht das Außen wieder in unsere Leben ein.

 

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