Bergmeditationen am Spitzing

3. Juli 2020

Michaela lädt ein zu einem Meditations-Seminar. Acht Frauen und ein Mann kommen, dazu noch Michaelas Mann Klaus, der aber nicht mitmeditiert, sondern uns durch die Berge führt. Am Spitzingsee führt ein Weg zur Oberen Firstalm, gemeinsam wollen wir aufsteigen und dort ein Wochenende der Meditation und des Naturgenusses verbringen.

Am Parkplatz Spitzingsattel findet der mega-unfreundliche Parkwächter, wir stehen zu weit auseinander. Alle müssen ihre Autos umparken, näher zusammen, so dass man gerade noch aussteigen kann. Bei manchen braucht es mehrere Anläufe, bis er zufrieden ist. Da hilft nur im Geist ‚OOOMMM‘ zu singen, aber das wissen wir zu dem Zeitpunkt noch nicht, das Seminar fängt ja erst heute Abend an. Also versuchen wir erfolglos zu diskutieren und parken dann resigniert um, so dass er einen halben Parkplatz auf der Fläche gewinnt.

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Unser Gepäck, insbesondere die Yogamatten, dürfen wir in einen Container stellen, der zur Hütte hinaufgefahren wird, so dass wir nur mit einem kleinen Rucksack beladen den Aufstieg angehen. Die Bergtour dauert etwa 40 Minuten, es hält sich also in Grenzen mit der Anstrengung. Die Belohnung wartet oben: Die Alm ist frisch renoviert, wir bekommen alle moderne Zimmer mit nagelneuer Inneneinrichtung und schönen Bädern, Blick auf Wiesen, Felder und Berge und im Hintergrund läuten die Kuhglocken. Es ist ein Traum.

Bevor wir allerdings die Zimmer beziehen, gibt es rustikale Kost, riesige Portionen deftiger Hüttenküche. Meine Schwammerl mit Knödel reichen locker für den Rest des Tages, wenn nicht länger. Bergluft macht allerdings hungrig.

Nach dem Essen eine erste Einheit Meditation. Michaela unterrichtet uns vorab in der Theorie, erklärt Sinn und Zweck der Übungen und stellt uns das Seminar vor. Meditation ist eine Methode, den Alltag für eine kurze Zeit hinter sich zu lassen, sich auf das eigene Wohlbefinden zu konzentrieren und dabei zu lernen, dem Unterbewusstsein zu lauschen. Um das zu erreichen, braucht es natürlich viel Übung. Ziele, die man keinesfalls in einem Wochenendseminar erreichen kann. Sie wird uns also verschiedene Meditationstechniken zeigen, was jeder von uns dann für sich angenehm und sinnvoll findet, muss er selbst herausfinden.

Ich habe ja viel Übung. Regelmäßiges Meditieren ist mir nichts Neues, wenn ich auch eher bescheidene Erfolge erziele. Das wiederum ist auch nicht so schlimm, es geht nicht um Leistungssport, sondern um innere Einkehr und zur Ruhe kommen. Nach einiger Zeit fühlt sich die tägliche Viertelstunde wie ein Stück Urlaub an, vor allem, wenn man den ganzen Tag einen stressigen Job oder eine hektische Familie hat. Was andere so erzählen über ihre tollen Erlebnisse während der Meditationen kann ich leider nicht nachvollziehen, aber ich mag den Zustand, der an die Minuten vor dem Einschlafen erinnert, nicht schlafend, aber auch nicht wach, und immer bemüht, Körper und Geist zur Ruhe kommen zu lassen.

Zunächst versuchen wir also, unseren Geist zu beobachten und Gedanken, die auftauchen, auf eine Wolke zu setzen und wegzuschieben. Dabei tauchen unwillkürlich ganz viele verschiedene Überlegungen und Bilder auf, deren Bedeutungslosigkeit man dem eigenen Hirn erst erklären muss: „Lieber Geist, es ist schön, dass du mir diese Gedanken schickst, um mich von der Tatenlosigkeit abzuhalten, aber jetzt gerade passt es nicht. Also lass mich jetzt mal eine halbe Stunde in Ruhe, danach darfst du gern wieder alles ansprechen, was dir einfällt. Deal?“ Tja, der Geist ist eher unwillig und hält sich allenfalls ein paar Sekunden an den Deal. Aber das wird mit der Zeit besser, nach ein paar Monaten geht es schon um mehr Sekunden. Zum Dalai Lama ist es noch ein weiter Weg.

Nach dem Kaffee die nächste  Übung:

Eine geführte Meditation, bei der Michaela uns in eine Geschichte eintauchen lässt, die uns an die Grenze des Unbewussten führt, wenn nicht darüber hinaus. Einige haben Schwierigkeiten mit dem langen Sitzen im Schneidersitz und legen sich auf die Matte. Von denen gehen ein paar über die Grenze, was man am leichten Schnarchen feststellen kann. Macht auch nichts, die sind halt richtig entspannt. Mir schlafen hauptsächlich die Füße ein, was ich allerdings auch erst merke, als sie uns wieder zurückholt in den Wachzustand. Dummerweise habe ich mein Meditationskissen daheim vergessen und so lange auf einem Handtuch zu sitzen ist doch recht anstrengend.

Zum Abschluss darf jeder eine Karte ziehen, die ein Thema vorgibt, mit dem man sich während des Wochenendes beschäftigen soll. Meine heißt: ‚Glück. Was ist dir wirklich, wirklich wichtig? Finde es heraus und wirf dich mit aller Zärtlichkeit und Leidenschaft darauf!‘ Na denn!

Dann gibt’s Abendessen, wieder sehr bodenständig und viel zu viel, das Leichteste, was zu finden ist, ist Backhendlsalat. Vegetarier haben hier wenig Chancen, man könnte vielleicht Backhendlsalat ohne Backhendl bestellen oder Kartoffelpuffer, auch nicht gerade Diätkost.

Die abendliche Lichtmeditation ist wunderschön. Jeder hat eine Kerze vor sich, die er/sie beobachtet und dabei versucht man, sich auf dieses Licht zu konzentrieren. Mit der Zeit verschwimmen die Konturen, das Gesichtsfeld engt sich ein und die Gedanken kommen zur Ruhe. Perfekt vor dem Schlafengehen.

 

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