Trinidad

Freitag, 17.3.

Mein Wochenendtrip nach Trinidad steht an. Der Flug ist kurz, ca. 25 Minuten. Wie verabredet, holt mich Stacey ab. Geschke Mike sitzt im Auto.  Zu meiner allergrößten Überraschung stellt sich heraus, dass Mike sein Nachname ist! Seine Eltern kannten einen deutschen Radrennfahrer, Hans-Jürgen Geschke, fanden den toll und gaben deshalb ihrem Sohn seinen Namen. Ob denen klar war, dass das der Nachname war? Also heißt Mike nicht Mike, sondern Geschke, genannt Gesch. Geschichten gibt’s!

Gesch hat ein hübsches Haus an einem Berghang mit Blick auf einen anderen Berg.  Die beiden erklären mir, dass in Trinidad das Nachtleben die Haupt-Attraktion ist und wir deshalb erst mal zuhause bleiben.

Um ca. 18.00 fahren wir los. Nach einem ersten Drink gehen wir  in eine Bar namens Trotters. Sie schaut aus wie ein Irish Pub bei uns, mit vielen Fernsehern und Sportübertragungen usw. Wie immer in den Tropen wird man tiefgekühlt. Macht aber nichts, wir gehen auf die Terrasse, wo allerdings auch eine Klimaanlage gegen die Wärme ankämpft. Die schaltet Gesch kurzerhand aus.

Nach weiteren Drinks und einer sehr leckeren Guacamole ziehen wir  in den  Yachtclub von Port of Spain. Dort läuft sehr gute Musik, die Leute stehen auf der Terrasse herum fühlen sich wohl. Ich amüsiere mich bestens, vor allem, als sich ein Mann nicht nehmen lässt, mit mir zu tanzen. Samba! Calypso! Irgendwann spielt der offenbar deutsche DJ den Anton aus Tirol. Mitten in der Karibik. Ich singe zur allgemeinen Erheiterung mit.

Samstag, 18.3.

Gesch und Stacey wollen  mir Trinidad zeigen. Wir fahren etwa eine Stunde über den total verstopften Highway, dann lässt der Verkehr nach und wir schlängeln uns durch kleine Dörfer bis ans Meer. Die Dörfer sind typische Dritte Welt Siedlungen, chaotisch, bunt, dreckig, verfallen, aber mit üppiger, blühender, bunter Pflanzenwelt drumrum und vielen appetitlichen Obst- und Gemüseständen am Straßenrand. Als wir uns dem Meer nähern, verkaufen Einheimische Hummer, Fische und Krabben, das frischeste Seafood der Welt.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Wir fahren weiter zu einem Strand, Manzanilla Bay, oder Coco Bay, der treffendere Name. 20 Kilometer führt die Straße durch eine Palmenallee, ach was, einen Palmenwald, der sich auf beiden Seiten erstreckt. Rechts geht der Wald in Buschland über, links verläuft er in einem kilometerlangen Strand, an dem kaum Leute sind. An einer Stelle bleiben wir stehen und hüpfen in die Gischt. Dann fahren wir zurück.

Gesch kauft zwei Ketten mit Krabben. Zu meinem Entsetzen leben die noch und werden neben meinen Sitz auf den Boden im Auto gelegt.

An einem weiteren Stand kauft er einen Hummer. Als er mich fragt, ob ich den essen will, sage ich ja, aber nur, wenn er nicht lebend neben mir liegt. Das führt zu schallendem Gelächter. Nach einiger Diskussion einigt sich Gesch mit dem Verkäufer darauf, dass er das Tier küchenfertig herrichtet, damit wir es in der Kühltasche transportieren können. Dem Elend wird ein schnelles Ende bereitet.

Daraus wird abends dann das Beste, was ich hier bisher gegessen habe: Hummer an leichter Kokos-Currysauce.

Nicht zu vergessen die Krabben in Kürbissauce mit Dumplings, kein Vergleich zu dem Zeug von neulich am Strand.

Der kann echt kochen, der Mann. Stacey und ich dürfen das Gemüse schneiden und die Krabben putzen. Das Putzen kostet mich viel Überwindung, ich muss die Krabben mit bloßen Händen aus einer dunklen Brühe greifen, um sie dann abzuschrubben und vom Schlamm der Mangrovenwälder, aus denen sie stammen, zu befreien.

Das Abenteuer beginnt, wo die Komfortzone endet, mal wieder. Obwohl ich weiß,  dass sie schon tot sind, erwarte ich laufend, dass sie sich an meine Finger zwicken.  Aber drücken gilt nicht. Die Belohnung ist das köstliche Mahl.

Sonntag, 19.3.

Gesch und Stacey nehmen mich mit auf eine weitere Rundfahrt. Wir fahren von Port of Spain über Maracas Beach und Rincon Falls nach Blanchisseuse, wo wir im Cocos Hut Restaurant einkehren, die einem Deutschen, Gottfried, gehört. Er ist 84 Jahre alt und lebt schon seit Urzeiten hier. In der Wirtschaft treffen die Beiden ein befreundetes Paar. Ich laufe zwischendurch zum nahegelegenen Strand, von dem aus sich eine Lagune ins Landesinnere erstreckt.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Am Strand von Maracas gibt viele Essensstände und Take Aways, bevorzugte Kost ist gebackener Hai mit diversen Zutaten, die man wie bei einem Hamburger auf ein Brötchen schichtet. Wir bleiben stehen und probieren die super leckere Spezialität.

Von Blanchisseuse aus fahren wir durch das Landesinnere über die dicht bewaldeten Berge. Der Regenwald wuchert alles zu, zwischendurch lassen sich Flüsschen ausmachen, an denen Familien baden und grillen. Die Straße ist abenteuerlich. Sie ringelt sich in engen Schleifen den Berg hinauf,  an vielen Stellen zu eng für Gegenverkehr und von tiefen Schlaglöchern durchsetzt. Wenn ein Auto entgegenkommt, muss einer zurückstoßen bis zur nächsten breiteren Stelle. Ich bin froh, dass ich nicht fahren muss. Unterwegs fahren wir an Plantagen vorbei, die dort wachsende Frucht habe ich noch nie gesehen oder nur von ihr gehört. Laut Dictionary heißt Christophene auf Deutsch Stachelgurke, kennt das wer? Angeblich benutzt man das in der chinesischen Küche.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Nachdem wir durch die Berge sind, wird die Straße in Arima wieder besser. Dort steht Staceys Elternhaus, das allerdings mittlerweile zu einer Kirche umfunktioniert worden ist. Kirchen gibt es hier ohnehin massenhaft. Jede denkbare christliche Sekte ist vertreten, dazu Moslems, Hindus und ein paar Buddhisten.

Bald erreichen wir den Highway und damit den Flughafen. Ich fliege zurück nach Tobago, reich an neuen Eindrücken und in dem guten Gefühl, neue Freunde gewonnen zu haben.

Keith holt mich ab und lädt mich zum Abendessen ein. Wir plaudern über Gott und die Welt, ich erzähle von Trinidad, der flambierte Hummer schmeckt auch in Tobago köstlich. Den Wettstreit der beiden Inseln um das bessere Essen mache ich gern mit.

Keith mit flambiertem Hummer

Danach gehen wir noch zur Sunday School und hören uns die Steelband an.

Eine Frau feiert ihren 76. Geburtstag mit Spaß und Tanz, eine Freude, sie zu beobachten.

Picantes Segelabenteuer

Mittwoch, 15.3.

Mit einem Katamaran namens Picante werde ich die Küste entlang segeln, Ziel ist eine kleine, nur mit dem Schiff erreichbare Bucht: Cotton Bay. Markus, den Eigner, treffe ich mit anderen Teilnehmern in Crown’s Point.  Der Hinweg ist nicht für alle ein Vergnügen. Die Wellen bauen sich vor dem Kat auf, wir schaukeln in alle Richtungen. Innerhalb kürzester Zeit ist allen schlecht. Ich halte mich ganz gut, beobachte den höchst interessanten Horizont und unterhalte mich mit Sophie, einer netten Frau aus Köln mit marokkanischen Wurzeln. Irgendwann muss ich die Toilette im Bauch des Bootes aufsuchen.  Dort habe ich keinen Orientierungspunkt und sofort rebelliert mein Magen massiv. Als ich zurückkomme, hängt Sophie über dem Eimer, nicht mehr abgelenkt kommt ihr alles hoch. Ich vermeide, sie anzusehen und starre auf den Horizont. Ich wechsle den Standort und stelle mich neben das Steuer, in der Hoffnung, dass es da weniger schaukelt. Schlecht ist mir trotzdem, aber ich kann mich noch zusammenreißen. Mein einziger Wunsch ist in dem Moment, dass wir bald  ankommen. Ich glaub, eine Atlantiküberquerung gehört nicht zu meinen Träumen…

Nachdem das geschafft ist, sehe ich zu, ins Wasser zu Picantes Segelabenteuer weiterlesen

Tierleben

Montag, 13.3.

Strom- und Internetausfall den ganzen Tag. Nichts geht mehr.  Zum Glück sind die Eier, die ich auf dem Herd habe, gerade noch fertig geworden. Ich habe immer noch 20 Hühner in der Kühltruhe! Sie tauen wieder!! Mal sehen, wie lange es diesmal dauert und ob die Tiere durchhalten!!!

Es regnet. Den ganzen Tag.

Dienstag, 14.3.

Der Strom ist wieder da. Die Hühner hatten Glück.

Ich gehe reiten. „Being with horses“  ist ein Projekt eines österreichisch/tobegonischen Paars.  Veronika und ihr Mann Lennon nehmen alte, kranke oder nicht mehr gebrauchte Pferde auf und kümmern sich darum, dass die sich erholen und auf sehr sanfte Weise erzogen werden. Dabei geht es hauptsächlich um artgerechte, freundliche Tierhaltung, deren Ziel es ist, dass die Pferde freiwillig die Arbeit tun, die von ihnen erwartet wird. Gleichzeitig sollen sie eine Heimat in der Herde finden. Wenn die Tiere an die Art des Umgangs gewöhnt sind,  setzen die beiden sie zur Arbeit mit behinderten Kindern ein. aDie Reitausflüge  mit Touristen finanzieren diese caritative Arbeit.

Swimming with horses. Hier sucht sich jedes Pferd seinen Reiter aus, nicht umgekehrt. Die Gruppe reitet durch einen kleinen Wald, dann lenkt jeder sein Pferd ins Wasser und die Pferde laufen und schwimmen die Küste entlang. Ein Erlebnis der besonderen Art, wenn auch nicht ganz angstfrei. Das Abenteuer beginnt, wo die Komfortzone endet. Mein Pferd beißt immer nach einem anderen, das aber unbedingt neben uns gehen will. Ich habe etwas Bedenken, dass es mich trifft. Im Wasser will es die ganze Zeit wieder raus, es ist eher schwierig, es in der Gruppe zu halten. Aber letztendlich klappt alles  und es fühlt sich natürlich toll an, von einem Pferd in zügigem Tempo durch hüfthohes Wasser getragen zu werden.

Nachmittags laufe ich an der Hauptstraße zum Strand, ich möchte mich lieber nicht mehr durchs Wasser kämpfen, vor allem, weil die Flut wieder hoch anbrandet. Gegen Abend laufe ich den Pelikanen nach und  beobachte ihren Flug im Sonnenuntergang. Ich mag Pelikane. Sie haben eine interessante Art zu jagen: Sie fliegen hoch und beobachten, ob Fische unter ihnen im Wasser schwimmen. Sehen sie einen Schwarm, stürzen sie sich kopfüber ins Wasser, schnappen den Fisch und fressen ihn. Möven begleiten sie ständig und hoffen, die Reste der Mahlzeit abzubekommen.

Der Rückweg am schimmernden Ozean entlang, in die flammende Röte hinein,  ist ein schöner Spaziergang.

Angekommen an „meinem“ Ende des Strandes finde ich endlich die kurze Straße zu Jema’s, die mir bisher verborgen geblieben ist. Ich muss also weder durchs Wasser noch über die Hauptstraße, um zum Ziel meiner Wünsche zu kommen, es gibt einen kleinen Feldweg durch die Vegetation, der mich unkompliziert hinbringt. Learning by searching.