Tag 5
Nach der Morgenmeditation, immer noch schweigend, rief der gegenüber liegende Berg. Der Aufstieg wurde belohnt mit einer grandiosen Aussicht über Lluc de Mar und Palma bis ans Meer. Keine Menschen weit und breit, Zeit für Stille und zum Nachdenken, es hat seine Vorteile, in der Vorsaison zu reisen. Allerdings glaube ich nicht, dass hier überhaupt irgendwann viele Leute unterwegs sind, zu unwegsam ist der Pfad.
Von der Hochebene aus hat man einen wunderbaren Blick auf unsere Einsiedelei.
Die Gedanken kommen und gehen. Gefühle sortieren sich weiter. Vieles ordnet sich neu und führt zu überraschenden Erkenntnissen. Auch manche Erlebnisse in Australien bekommen einen Sinn, stellen sich in einen Zusammenhang mit den Ereignissen im letzten Jahr. Mehr Klarheit.
Wir schweigen noch bis zum Mittagessen. Größere Schwierigkeiten damit hatte keine, einige sind froh, wieder reden zu dürfen, andere – so auch ich – hätten gern noch ein, zwei Tage so verbracht. Alles in allem eine eindrückliche Erfahrung für alle.
Nach dem Essen versorgt uns ein Strandspaziergang mit frischer Brise. Das Wasser ist eisig, die Luft kühl. Zum Laufen am Ufer ideal, allerdings hat keine das Gefühl, sich ausziehen zu wollen.
Ausgelüftet beschließen wir den Schweigetag mit einer Sangria in der Beach-Bar. Danach geht’s nochmal nach Palma zum Schuhgeschäft. Die Welt hat uns wieder.