Inscripting your Joy

28.8.

Mein letzter Tag auf Bali. Zum Abschluss soll es noch einmal was Besonderes sein. Inscripting your Joy, ein Workshop zum intuitiven Schreiben ist eine Überraschung für mich. Zwischen Yoga- Asanas werden uns Aufgaben gestellt, wir haben begrenzt Zeit,  Themen zu bearbeiten und das auch noch auf Englisch. Es macht Riesenspaß, zu meiner Überraschung fällt es mir gar nicht schwer, mich in der Fremdsprache auszudrücken, auch wenn ich manches umschreiben muss, weil mir der differenzierte Wortschatz fehlt. Die letzte Aufgabe ist es, aus sieben vorgegebenen Begriffen und einem Objekt in 10 Minuten eine Geschichte zu erzählen.

eine Meerjungfrau-Puppe – ein Name – ein Objekt – eine Farbe – ein Ort – ein Monat – eine Uhrzeit – ein Tier

“ A little mermaid called Sophie was looking at the red-coloured book she had in her hands on a wonderful day in May. What could be the story in it? Would it be something that attracts her? Would it be boring? Knowing, she had to give back that book to it’s owner at 1 p.m., she opens it quickly and finds that it was divided into three parts: childhood, adult life and the age of being old. The story started in Munich and led to several parts of the world, where the main character tried to find her luck. Having gone through all good and bad a life can give, it ended with her sitting in an armchair, having a cat on her legs and asking a little mermaid: „What will you do in your life? Will you profit from my experiences or not? Whatever you decide, whatever you do, do it with passion and love and be sure, there are no bad decisions.“ The little mermaid was stunned. This book directly spoke to her. She looked who the author was: her name was Sophie, to her complete surprise. Could it be that her older self here spoke to her? After having read and thought about the miraculous coincidence, she gave it back in time to it’s owner. This was a magical seeming woman whom she never knew before. She gave her the book. The woman took it back and said: “ Now, Sophie, do you know who I am?“ Sophie looked at her and said: „No, tell me.“ She replied: “ If I have your  book of life in my hands, who can I possibly be if not the only true teacher you’ll ever have?“ Sophie looked back and realized,  astonished, they all were one: She, the teacher, the writer and the characters of the book. „

Meditationen

22.8.

Wer in Ubud nicht zum Yoga geht, war nicht hier. Aus aller Welt kommen die Yogis, um in der sanften Stimmung Balis ihren Körper zu stählen, zu dehnen und ihren Geist zur Ruhe zu bringen. An jeder Ecke gibt es Studios, die für alle zugängliche Stunden anbieten, größere und kleinere, man muss sich nur anmelden.  Morgens mache ich mich auf den Weg zum Yoga Barn, eines der größeren Zentren ohne ideologische Richtung, es gibt Stunden für jeden Geschmack.  Ich melde mich an zum Yin-Yoga, Dehnung durch längeres Halten der Stellungen, weniger Bewegung als Schmerz, das Beste, was man für seine Beweglichkeit und Faszien tun kann. Dann spaziere ich ein wenig durch die Stadt und kehre zur  Nachmittagsmeditation zurück.

Ich lasse mich auf einer der Matten nieder und warte. Ein älterer Mann aus Belgien setzt sich neben mich. Dann turnt er neben mir rum, verrenkt sich nach hier und da und ich denke noch, der ist ein bisschen hyperaktiv, der Gute. Der  Guru erscheint und schaut auch aus wie ein solcher, lange Haare, langer Bart, erleuchtetes Lächeln. Er leitet eine Atemmeditation an, immer einatmen, ausatmen in einem vorgegebenen Rhythmus, letztendlich hyperventilieren wir dabei, was das Zeug hält. Dazu müssen wir uns alle an den Händen halten und die Vorgabe ist: Egal, was passiert, keiner verlässt den Kreis. Wer Hilfe braucht, kann Bescheid sagen.

Ich nehme die Hand des Belgiers und der jungen Frau auf der anderen Seite. Einatmen. Ausatmen. Der Belgier kann sich nicht still halten. Er klammert sich an meiner Hand fest. Er rutscht unsere Hände von seinem auf meinen Oberschenkel. Und zurück. Er hebt den Arm, meinen mit. Er drückt und quetscht. Ich werde immer steifer, sowas kann ich gar nicht. Ich signalisiere, dass er still halten soll. Schafft er nicht. Er fängt an zu stöhnen und zu ächzen. Ich denke: „Hol dir doch einen runter, wenn du allein bist!“ Ich fühle mich vergewaltigt und kann mich nicht konzentrieren.  Ich denke: „Lern draus. Es ist eine Situation, mit der du nicht umgehen kannst. Also lerne, warum. Er macht nichts Schlimmes.“ Es hilft nicht. Ich verkrampfe zunehmend. Ich zähle schon die Atemsequenzen, damit ich abschätzen kann, wie lange das noch dauert.  Als es endlich vorbei ist und der Guru sagt, wir können unsere Hände jetzt loslassen, will er mich weiter festhalten. Ich entreiße ihm meine Hand geradezu.  Danach fragt mich der Typ, wie ich es gefunden habe. Ich sage ihm die Wahrheit. Er meint, ich hätte wohl vorher zu viel mit dem Handy gespielt oder könne nicht meditieren. Ich sage, nein. Ich bin geübt. Es war mir zuviel Bewegung, zuviel Berührung. Ich mag das nicht. Das war definitiv zu viel für einen Fremden. Ich lasse ihn frustriert zurück. Soll er frustriert sein, mir hat er den Nachmittag auch verdorben.

In der Caféteria rede ich mit einem holländischen Paar, er erzählt, dass er am Tag vorher bei dem Typ gesessen hat und es das Gleiche war. Der meint das nicht übergriffig, der macht das immer. Der Holländer hat sich heute ans andere Ende des Raums gesetzt, da besteht keine Gefahr, dass der sich wieder zu ihm bewegt.

Abends lasse ich mich von einer tibetischen Gong-Meditation  in andere Welten tragen. Ohne störende Nachbarn.

23.8.

Am nächsten Morgen beschließe ich, eine Wanderung zu machen. Der Campuhan Ridge Trail ist wunderschön. Er beginnt mitten in der Stadt, man mag es kaum glauben, dass   innerhalb weniger Minuten der Trubel Ubuds verschwindet und durch Reisfelder und Urwaldlandschaften ersetzt wird.

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Nach einer halben Stunde komme ich im Karsa-Café an, von dem aus man einen bezaubernden Blick auf Reisfelder und ein kleines Dorf hat. Natürlich lasse ich mich dort nieder und trinke einen frisch gepressten Fruchtsaft. Dabei fällt mir ein Flyer auf, der auf das dazu gehörige Spa verweist. Erfreulicher Weise haben sie am 26. noch einen Termin offen, so dass ich eine ausführliche Bali-Massage buchen kann.

Auf dem Rückweg komme ich an einem Tempel vorbei, wo gerade eine Zeremonie gehalten wird. Ich besorge mir einen Sarong, gehe rein,  schaue den mir unverständlichen Ritualen  zu und fühle mich ganz eins mit mir selbst und der Situation.

 

Tempel, Götter und Dämonen

20.8.

Ubud ist ein netter Ort mit vielen Tempelchen und ein paar großen, einen Haufen Touristenläden und einem riesigen Souvenirmarkt. Natürlich fehlen die entsprechenden Lokale auch nicht, keiner muss hungern. Das ist auch nötig, denn die Massen an Touristen muss die Stadt erst einmal verkraften.

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Ich verlaufe mich erst mal. Alle Straßen schauen irgendwie gleich aus und ich geh mal eine rauf, die ich hätte runtergehen sollen. Das verzeiht mir Google Maps nicht und schon bin ich ganz woanders, als ich wollte. Aber macht nichts, so lernt man die Umgebung kennen.

Als ich den Saraswati-Tempel dann endlich finde, ist er teilweise gesperrt. Es ist Saraswati-Day und zu Ehren der Göttin gibt es natürlich eine Zeremonie, von der Touristen ausgeschlossen sind. Was man anschauen darf, ist jedoch recht schön. Der Tempel liegt in einem Park mit Lotusblüten-Teichen, sehr romantisch, allerdings etwas überlaufen.

Auf dem Weg zum Königspalast überredet mich ein Händler wortreich, für den Abend Eintrittskarten für den ‚Feuertanz‘ zu kaufen, eine Tanzshow mit der balinesischen Version der indischen Mahabharata, bzw. einer der vielen Geschichten daraus. Es geht um Rama und Sita und einen Haufen böse Dämonen, um Hanuman, den Affengott und am Ende gewinnt das Gute. Nach dieser etwas zähen Vorführung, die von etwa 100 halbnackten Männern rhythmisch begleitet wird, gibt es dann noch 10 Minuten Feuer und einen Typen, der es -angeblich in tiefer Trance – austritt. Nicht so spektakulär wie es angekündigt war, aber dann hab ich jedenfalls mal balinesische Tänze gesehen.

Lustiger finde ich, dass ich mich hier mit Motorrad-Taxis fortbewege, die deutlich schneller vorankommen als die Autos. Wenn ich keine Lust mehr habe zu laufen, dann nehme ich ein Angebot zum Mitfahren an, gebe dem Fahrer etwas Geld und er schlängelt mich durch den dichten Verkehr überall hin.

21.8.

Es ist Zeit, die tropischen Landschaften der Insel zu sehen. Ich buche eine Rundfahrt vorbei an malerischen Reisterrassen, in denen Leute die Setzlinge ausbringen, entlang an kleinen Tempeln in den traditionellen Dörfern am Straßenrand zwischen Feldern und Bergen. Wir lassen uns von der Landschaft bezaubern. So habe ich mir Bali vorgestellt.

Unser erstes Ziel sind die allgegenwärtigen Reisfelder, auf denen unser Guide die verschiedenen Stadien der Reisernte erklärt. Die Arbeiter auf den Feldern lachen sich kaputt, als wir sie fotografieren.

Bei einem Affenwald  laufen wir  mit einem Guide durch den Park,  füttern die Affen und lassen sie auf uns herumklettern.

Dann fahren wir weiter zum Mengwi-Tempel, ein riesiges Areal aus dem 17. Jh., von dem allerdings der Großteil nicht zur Besichtigung freigegeben ist. Der Tempel liegt wunderschön, umgeben von Kanälen und Teichen, es ist einer der größten auf Bali.

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Dann fahren wir in die Berge. Dort besuchen wir den Ulun Danu Bratan Wassertempel bei Kintamani, der sehr malerisch in einem See liegt und Menschenmassen aus aller Welt anzieht. Das ist überhaupt der Wermutstropfen bei allem hier: Jede Sehenswürdigkeit ist so überlaufen, dass man kaum ein schönes Foto machen kann.  So malerisch die Insel ist – wenn hinter jedem Stein Busladungen anderer Völker (oder auch des eigenen) auftauchen, kommt nicht so recht Stimmung auf.

In Kintamani hatte sich unser Guide vorgestellt, dass wir lunchen. Das Touri-Buffet schaut wenig verlockend aus, weshalb wir einstimmig entscheiden, das bleiben zu lassen und uns lieber an einem kleinen Warung, einem der omnipräsenten kleinen Restaurants und Garküchen, unterwegs zu verköstigen. Davon ist der Fahrer wenig begeistert, es passt anscheinend nicht in seinen Provisionsplan. Wir fahren weiter zu einem Aussichtspunkt über schöne Reisterrassen, bei dem er uns erklärt, das sei nicht der schönste Spot, aber der schönere koste Eintritt. Wir finden die Aussicht schön genug.

Letztes Ziel der Rundreise ist Tanah Lot, ein Tempel hoch auf einem Fels im Meer, an dem sich die Brandung laut donnernd bricht. Die unvermeidliche Souvenir-Straße führt uns hin, die Aussicht ist aber fantastisch. Flammend versinkt die Sonne im Meer, die Wellen donnern an die Felsen und über allem thront majestätisch der Sitz der Götter.